Pina Earth x Earthly: Interview mit Oliver Bolton, Co-Founder & CEO von Earthly
Earthly ist eine Plattform, die einen wissenschaftlich fundierten Marktplatz für Klimaschutzprojekte und Zertifizierungen bietet. Außerdem stellt Earthly Unternehmen innovative Visualisierungen der Projekte zur Verfügung, die es ermöglichen, den Beitrag zum Schutz und der Regeneration der Natur sichtbar zu machen. Auf diese Weise macht Earthly es Unternehmen möglich, CO2 zu binden, die Artenvielfalt wiederherzustellen und die vom Klimawandel am stärksten betroffenen Menschen zu unterstützen.
Auf dem Earthly-Marktplatz werden naturbasierte Lösungen aus der ganzen Welt angeboten, die dem Klimawandel aktiv entgegenwirken, indem sie CO2 reduzieren und aus der Atmosphäre entziehen, die Artenvielfalt wiederherstellen und die Lebensgrundlagen verbessern. Um Transparenz und Integrität des Marktplatzes zu gewährleisten, werden alle Projekte einer gründlichen Bewertung von 106 Indikatoren in den Bereichen CO2, Biodiversität und Menschen unterzogen.
Kürzlich hat das Luckaitztal-Projekt von Pina Earth den Bewertungs- und Implementierungsprozess abgeschlossen. Ab sofort können Kundinnen und Kunden von Earthly die CO2-Zertifikate von Pina Earth direkt auf dem Marktplatz erwerben. Im folgenden Interview geben wir einen tiefen Einblick in die Projektbewertung von Earthly. Oliver Bolton, Mitbegründer und CEO von Earthly, gibt Einblicke in die hochwertigen Klimaprojekte von Earthly und das Engagement für mehr Transparenz und Verlässlichkeit bei naturbasierten Lösungen.
Als Unternehmer im Bereich ClimateTech engagiert sich Oliver Bolton für die Bekämpfung des Klimawandels, die Wiederherstellung unseres Planeten und die Sicherung der Lebensgrundlage für zukünftige Generationen. Vor der Gründung von Earthly gründete er Europas erstes B-Corp zertifiziertes Getränkeunternehmen und wurde mit dem Virgin VOOM Award von Sir Richard Branson ausgezeichnet.
Earthly hat ein eigenes Bewertungssystem entwickelt, um die Qualität von Klimaschutzprojekten zu evaluieren. Warum haben Sie sich entschieden, eine eigene Bewertung zu entwickeln? Wie sah der Prozess dahinter aus?
Der freiwillige CO2-Markt wächst rasant, steht aber vor Herausforderungen in Bezug auf Transparenz und realistische Einschätzungen der Projektmöglichkeiten. Es gibt zwar einige Zertifizierungen und Standards, aber unser Streben nach höchstmöglicher Qualität hat uns dazu veranlasst, eine unabhängige Bewertung für alle Projekte anzustreben. Unsere Methodik ermöglicht den Vergleich von verifizierten und nicht verifizierten Projekten, die unterschiedlichen Standards und Institutionen folgen (z.B. Verra, Plan Vivo, Gold Standard).
Ein effektives und transparentes Bewertungssystem muss Fragen wie Risiko, Zusätzlichkeit und Nachhaltigkeit von Projektlösungen analysieren - nicht nur in Bezug auf CO2-Emissionen.
Für die Entwicklung der Kriterien stand uns ein Team interner Experten zur Verfügung, aber wir holten uns auch die Unterstützung eines unabhängigen wissenschaftlichen Beirats aus den Bereichen Wissenschaft, Recht, Governance und Ökologie, der über Erfahrungen bei FAO, IUCN, UNFCC, Climate Law & Policy, UN-REDD+ und der Blue Carbon Initiative verfügt.
Lassen Sie uns etwas tiefer in die Bewertung eintauchen. Der Fragebogen besteht aus 106 Indikatoren in den Kategorien CO2, Biodiversität und Menschen. Wie und warum haben Sie sich für diese drei Kategorien entschieden? Wie passen diese Kategorien und Indikatoren zu Ihrem vielfältigen Projektportfolio, das sich aus verschiedenen Projekttypen an unterschiedlichen Standorten zusammensetzt?
Die Bewertung analysiert 106 Datenpunkte und aggregiert Informationen von mehreren Partnern, darunter BeZero, Earthblox und Google Earth Engine. Sie ist transparent, bewertet eine Vielzahl von Aspekten und bietet eine klare Methodik zur Bewertung der Auswirkungen.
Die soziale Verantwortung von Unternehmen führt dazu, dass sie einen Beitrag in Bereichen leisten, die über den CO2-Ausstoß hinausgehen. Schlecht konzipierte Kompensationsprogramme können negative Auswirkungen auf Mensch und Natur haben, die es unserer Meinung nach unbedingt zu vermeiden gilt.
Das ist das Ziel unserer Projektprüfung. Die drei Wirkungsbereiche CO2, Biodiversität und Menschen tragen gleichermaßen zur Gesamtbewertung des Projektes bei, da sie alle die langfristigen positiven Auswirkungen von Investitionen in naturbasierte Lösungen stark beeinflussen. Innerhalb jeder Säule werden die einzelnen Kriterien jedoch unterschiedlich gewichtet.
Alle hochwertigen, naturbasierten Lösungen müssen über grundlegende Praktiken verfügen, die sicherstellen, dass negative Auswirkungen vermieden werden. Sei es bei der Berechnung von CO2-Zertifikaten, der Pflanzung von Bäumen an den richtigen Standorten oder der Begrenzung von Faktoren, die die biologische Vielfalt bedrohen. Dies bildet die Grundlage für die Erzielung von echtem positiven Impact.
Positive Auswirkungen beziehen sich auf den tatsächlichen Nutzen, der durch das Projekt erzielt wird, und auf die Art und Weise, wie dies auf solide und transparente Weise gehandhabt wird. Es dauert seine Zeit, bis eine Wirkung eintritt, und sie wird sich wahrscheinlich mit der Zeit verbessern, wenn ein Projekt reift und gute Praktiken anwendet.
Ziel ist es, die Auswirkungen von Projekten zu vergleichen, vollständig zu verstehen und zu kommunizieren. Es soll deutlich werden, welche Vorteile beispielsweise die Anpflanzung von Mangroven in Madagaskar auf den Artenschutz und die Verringerung der Überschwemmungen hat oder wie sich die Arbeit, Bildung, Energie, Gesundheit und Gleichberechtigung in lokalen Dörfern in Borneo, Indonesien auf die Sicherung des Lebensunterhalts auswirkt.
Die Bewertung in diesen drei Kategorien gibt Aufschluss darüber, ob ein Projekt von hoher Qualität ist. Wie wurde der Mindeststandard für die Indikatoren und die Gesamtbewertung festgelegt?
Der Earthly Project Score spiegelt die sorgfältig ausgewählten und gewichteten Kriterien wider und verwendet sowohl einen Vertrauens- als auch einen Reifegrad-Score. Nur Projekte, die den Mindeststandard übertreffen, bestehen den Screening-Prozess.
Der Confidence Score bezieht sich auf den Aspekt der Risikobewertung des Projekts, basierend auf der Qualität und Quantität der vorgelegten Nachweise.
Bei der Bewertung des Reifegrads wird jede Kategorie mit einer Punktzahl von 0 bis 4 bewertet, um anzugeben, bis zu welchem Grad sie ausreichend entwickelt ist, um die Ziele zu erreichen und um die Wahrscheinlichkeit ihrer Umsetzung widerzuspiegeln.
Auch ist jedem Score eine Gewichtung zugewiesen, sodass Projekte, die am ehesten auf qualitativ hochwertige naturbasierte Lösungen hindeuten und am stärksten mit unseren Werten übereinstimmen, die höchste Punktzahl in unserer Bewertung erhalten.
Der Bewerter vergibt für jede Kategorie eine Punktzahl, die sich aus den oben beschriebenen Scores ergibt. Diese Punktzahl wird dann auf einer Skala von 1 bis 10 normiert. Um die endgültige Punktzahl für das Projekt zu erhalten, wird der Durchschnitt aus allen drei Wirkungsbereichen CO2, Biodiversität und Menschen gebildet, die alle gleichermaßen zur Punktzahl beitragen. Dies gibt auf einen Blick einen Hinweis auf die Qualität des Projektes, die über die reine CO2-Vermeidung oder -Reduktion hinausgeht. Die Punktzahl reicht von 0 bis 10, wobei 10 die höchstmögliche Punktzahl ist und 6 dem ungefähren Durchschnitt der Projekte auf dem freiwilligen CO2-Markt entspricht. Eine Punktzahl von mehr als 7,5 bedeutet, dass sehr gute Praktiken angewandt wurden.
Die Projekte von Pina Earth sind die ersten deutschen Klimaschutzinitiativen auf Ihrer Plattform. Welches Potenzial sehen Sie in den regionalen Projekten und wie tragen die Projekte von Pina Earth zu Ihrem hochwertigen Portfolio in den drei Kategorien CO2, Biodiversität und Menschen bei?
Die Aufnahme der Projekte von Pina Earth auf unsere Plattform war ein wichtiger Meilenstein, da wir damit erstmals in Deutschland in naturbasierte Lösungen einsteigen. In Europa ist ein starker Trend zu lokalen Investitionen in Klimaschutzprojekte bei Unternehmen zu sehen. Diese fördern nicht nur den Erhalt der Natur, sondern bieten auch unseren deutschen Kunden die Möglichkeit, einen Klimabeitrag direkt in ihrem Heimatland zu leisten.
Das Projekt von Pina Earth spiegelt die hohen Standards wider, die wir anstreben. Mit einer Gesamtscore von 7,4 liegt das Projekt deutlich über dem Branchendurchschnitt. Diese hohe Bewertung und Ihr ganzheitlicher Ansatz zeigen deutlich, dass das Projekt das Potenzial hat, die Biodiversität zu fördern, erhebliche Mengen an CO2-Emissionen zu binden und die nachhaltige Zukunft des Waldes zum Nutzen der Allgemeinheit zu sichern. Die Zusammenarbeit mit den Waldbesitzern, um sie über den Klimawandel aufzuklären und ihre Waldbewirtschaftungsmethoden zu verbessern, entspricht genau unserem Auftrag.
Ein weiterer vielversprechender Aspekt ist die Skalierbarkeit des Projekts. Wir sehen ein enormes Potenzial für die Umsetzung des Ziels von Pina Earth, gefährdete Reinbestände in vielfältige, ökologisch lebendige Lebensräume umzuwandeln. Monokulturen sind nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa und international verbreitet. Unsere Partnerschaft mit Pina kann wegweisend sein für den Übergang von Monokulturen zu biodiversen und klimaresistenten Waldbeständen. Gemeinsam stellen wir uns eine Zukunft vor, in der unsere Wälder nicht nur grün, sondern auch vielfältig und nachhaltig sind - zum Nutzen von Natur und Mensch.
Weitere Informationen zu unserer Bewertung finden Sie hier:
Project Assessment Explainer
Technical Guide to the Project Assessment